Was noch geblieben war, war ein ungebrochener Wille zum Neuanfang und eine ungebrochene Frömmigkeit, die allerdings einige Wunden davontrug, wie später noch gezeigt wird. Zwei Jahre nach diesem Inferno hatten die Horneburger wieder eine Kirche mit ansehnlicher Ausstattung, was große Teile des heutigen Altars und der Kanzel zeigen. Die Burgmänner erfüllten ihre Baupflichten als Patronatsherren der Kir-che, und die Bürger trugen das Ihre bei, den Kirchenbau schnell zu beenden. Lediglich der Turm mußte noch bis 1643 warten.
Die Kirche von 1632 wurde zu klein, nachdem sich Horneburg nach dem Westfälischen Frieden (1648) langsam wieder erholt hatte. So wurde 1670 an der Ostseite eine Erweiterung vorgenommen, die sogenannte neue Kirche, die im wesentlichen vom Adel bezahlt wurde.
Offensichtlich brachte es die Not mit sich, daß in den Kriegszeiten nicht gerade das beste Baumaterial benutzt worden war; vielleicht trugen auch weitere Kriegsfolgen und Hochwasser dazu bei, daß sich die Kir-che 1729 als baufällig erwies und abgerissen werden mußte. Noch im selben Jahr wurde sie wieder aufgebaut, wohl auf den Fundamenten von 1634. Dieser Kirchenbau samt seiner Einrichtung, die teilweise aus der alten übernommen wurde, entspricht in wesentlichen Teilen dem heutigen Aussehen. Dies gilt auch für den Turm, der 1739 abgerissen und neu errichtet wurde.
Grundlegend verändert hat sich der Altarraum bei Renovierungsarbeiten 1966. Ursprünglich nämlich stand auch in der Horneburger Kirche ein Kanzelaltar, wie dies seit der Reformation in weitem Umkreis üblich war: die Predigt, die Auslegung der Bibel stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes und damit wurde auch die Kanzel in den Mittelpunkt der Kirche, den Altar, eingebunden. Von dieser Kanzel wurde nicht nur Gottes Wort verkündet. Sie diente allsonntäglich bis zu Beginn unseres Jahrhunderts auch zur Bekanntgabe von neuesten politischen und polizeilichen Verordnungen und Erlassen; Straftäter wurden namentlich gebrandmarkt, selbst kleinere Vergehen wurden mitgeteilt.
Bei dieser Renovierung hat man neuem Kirchen- und Gottesdienstver-ständnis Rechnung getragen. Der Prediger stand nicht mehr im Mittelpunkt der Kirche, die Gemeinde, das Gebet traten in den Vordergrund. Entsprechend wurde der Kanzelaltar auseinandergenommen; die Kanzel wurde in den Altarraum rechts neben dem Altar plaziert, die Altarfront neu gestaltet, so wie sie uns heute entgegentritt. Der Taufstein wurde an seinen alten Platz gerückt, wo er jetzt noch steht. Bei dieser Renovierung wurde auch die Prieche - das ist ein umbautes Chorgestühl - die der Pastorenfamilie vorbehalten war, entfernt. Ein qualitativ sehr schönes Bild über der Prieche, das Jesus und die Kinder dar-stellt, verschwand ebenfalls aus der Kirche und befindet sich heute in Privatbesitz.
Man mag aus historischer oder kunsthistorischer Sicht solche Änderungen beklagen, doch muß man sich bewußt werden, daß alte Kirchen immer Spiegel eines Zeitenwandels der Geschichte und damit der sich ständig ändernden gesellschaftlichen Situationen sind.